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Neue Hotels auf Sylt

Rantum

Der Aufreger der letzten Jahre aller Wutbürger auf Sylt ist das als TUI Dorfhotel geplante Hotel am Rantum Becken. Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich für den Bau. Man hatte während der Diskussion um den Bau des Hotels aber den Eindruck, als wären sonst alle Rantumer dagegen und auch in den anderen Inselorten regte man sich sehr über das geplante Hotel auf. Vor allem Betreiber von kleinen Hotels und Pensionen fürchteten die Konkurrenz der in Rantum und anderen Inselorten geplanten großen Hotels. So wurde geäußert, dies wäre nun der Beginn für den Ballermanntourismus und demnächst würden tausende von laut grölenden und ständig besoffenen Zeitgenossen von im Minutentakt landenden Großraumjets nach Sylt eingeflogen. Der Protest gipfelte in einer natürlich anonymen Anzeige wegen Bestechlichkeit gegen den damaligen Rantumer Bürgermeister, die sich aber als gegenstandslos erwies.

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Dorfhotel 2007 kurz vor der Eröffnung

Das 2007 ohne die auf Sylt heute sonst üblichen Probleme fertiggestellte Hotel ist keine architektonische Glanzleistung und die in Pastelfarben gestrichenen Häuser erinnern etwas an sozialen Wohnungsbau in den Sechzigerjahren. Aber auf Sylt entstanden in den letzten Jahren schlimmere Bauwerke. Ballermanntouristen wurden nicht gesichtet.

In Rantum hätte es allerdings auch so genug Grund gegeben, um sich aufzuregen. Fast jedes verfügbare Grundstück wurde in den letzten Jahren mit Ferienwohnungen bebaut. Die auf diese Weise entstandene Bettenzahl dürfte die des Hotels weit übersteigen. Diesem Treiben stehen die Bauämter und Kommunalpolitiker aber weitgehend hilflos gegenüber. Ein vor etlichen Jahren auf private Initiative gebauter Schutzdeich auf der Wattseite war auch nicht so uneigennützig, wie mancher vielleicht glaubte. Flutgefährdete, wertlose Wiesen wurden so zu teurem Baugrund und in den letzten Jahren ebenfalls mit Ferienwohnungen bebaut.


Hörnum

In Hörnum gab es noch vor einigen Jahren ein in den Siebzigerjahren gebautes und inzwischen ziemlich marodes Kurhaus. An dessen Standort wurde bereits in den Neunzigerjahren ein Hotelneubau unter der Bezeichnung “Blauer Vogel” geplant. Dieser Vogel erwies sich aber als recht flügellahm und es wurde mit der Zeit klar, dass er niemals fliegen würde. So war man nach etlichen Jahren froh, dass man mit dem Schweizer Unternehmen Hapimag schließlich einen Investor und Betreiber für ein neues Hotel fand. Das 2009 fertiggestellten Hotel bereichert wohl die Gemeindekasse, ist aber eher keine Bereicherung des Ortsbildes, denn die mit teurem Holz verkleideten Gebäude wirken wie große Holzkisten. Man darf zudem gespannt sein, wie lange diese Holzverkleidung dem rauhen Nordseeklima standhalten wird.

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Hapimag Resort in Hörnum

Das nach dem Abzug der Bundeswehr von Sylt und dem Verkauf aller Bundesmietwohnungen ziemlich entvölkerte Hörnum hatte ein noch größeres Problem. Was sollte mit der seit 1994 nicht mehr genutzten Kaserne und dem ehemaligen Fliegerhorstgelände geschehen? Es gab diverse Pläne, wie die Nutzung als Kurklinik oder Mietwohnungen für Sylter, die aber alle nicht realisierbar waren. Zudem verweigerte die Baubehörde des Kreises eine Baugehmigung und forderte die Renaturierung des Geländes.

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Im Herbst 2005 begann der Abbruch der Hörnumer Kaserne

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Golfplatz auf dem ehemaligen Kasernengelände (2007 noch im Bau)

Die Lösung war schließlich der Bau eines Golfplatzes und eines exklusiven Golfhotels am Hafen. Damit hatte man Hörnum wieder attraktiv gemacht, dabei jedoch vergessen, dass der nun verstärkt einsetzende Besucherstrom zu erheblichen Parkraumproblemen führte, weil die bisher für jeden nutzbaren Parkflächen jetzt für die Hotelgäste und Nutzer des Golfplatzes reserviert waren.

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Golf-Hotel Budersand am Hafen in Hörnum

 

List

Als im Jahr 2000 das Anfang der Siebzigerjahre gebaute und inzwischen marode Kurhaus abgerissen wurde, war der Jubel in Erwartung eines Hotelneubaus groß und in List sah man wie in Hörnum goldene Zeiten voraus. Doch einige Jahre tat sich nichts und der Investor trat von dem Bauvorhaben zurück. Schließlich war man froh, mit A-Rosa einen neuen Investor gefunden zu haben. Nun begannen die Diskussionen zwischen dem zukünftigen Hotelbetreiber, der ein möglichst rentables, d.h. großes Hotel bauen wollte und der Gemeinde, die nur ein kleines, unauffälliges Hotel, das aber möglichst viel Geld in den Ort bringen sollte. Das im Jahr 2010 eröffnete exklusive Hotel ist das größte und nun das Ortsbild beherrschende Gebäude in List.

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A-Rosa Hotel (2009 noch im Bau)

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A-Rosa Resort in List (2010 eröffnet)

Leider benötigt ein solches Hotel auch Personal in erheblicher Zahl und leider gab es in List keine Wohnungen mehr in genügender Zahl, denn der Bund hatte alle seine Wohnungen meistbietend verkauft, die zum größten Teil nun als Ferienwohnungen dienten oder bald dienen würden. So musste die Gemeinde schnell für ein gemeindeeigenes Grundstück sorgen, den Sportplatz, auf dem dann sehr schnell Personalwohnungen für das Hotel gebaut wurden.

 
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Personalwohnungen in List (2010)

Inzwischen gab es in List aber noch einen Investor, der wohl auch gerne ein Hotel betreiben wollte. Im Jahr 2009 verkaufte der Bund das ehemalige Offiziersheim mit vier Nebengebäuden. Der unbekannte Käufer wollte diese Gebäude angeblich als Hotel nutzen. Doch in List hat man nun schon ein Hotel und möchte nicht noch eins, jedenfalls keines, das direkt neben dem A-Rosa Resort liegt. Der Kauf des Grundstück wurde daraufhin rückgängig gemacht

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Im November 2014 erwarb das österreichische Unternehmen Lanserhof das Geländes des ehemaliges Offiziersheims in List. Es ist geplant hier ein Medical Spa zu errichten.

Doch ein bisschen Hotel ist aber auch in List nicht schlimm. So wurde im Jahr 2010 mit dem Bau eines kleinen Hotels neben dem Erlebniszentrum Naturgewalten am Hafen begonnen.

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 Neues Hotel Strand am Königshafen (Juli 2013)

 

Wenningstedt

Vermutlich ist kein anderer Ort auf Sylt dermaßen mit Ferienwohnungen bebaut worden wie Wenningstedt. Doch das Vorhaben, am Kliff auf dem Gelände des ehemaligen Kurhauses ein Hotel zu bauen, endete in einer Revolution. Das Kurhaus war bereits abgerissen und der Bau sollte beginnen, doch der Widerstand in der Wenningstedter Bevölkerung nahm immer mehr zu und die Bürgerinitiative “Aktive Bürger Wenningstedt Braderup” versuchte, den Bau zu verhindern. Im Februar 2008 scheiterte das Projekt schließlich an einem Formfehler: Man hatte es versäumt, den Bau europaweit auszuschreiben.  Als im Mai 2008 dann Kommunalwahlen anstanden, formierten sich neben den etablierten Parteien noch vier Wählergemeinschaften. Im Vorfeld der Wahlen wurde in der Lokalpresse über merkwürdige Vorfälle berichtet. Frau Koppelt, Spitzenkandidatin der CDU, war gleichzeitig der Wählergemeinschaft WWB51 beigetreten und hatte für diese Mitglieder angeworben. Es wurde vom Versuch der “feindlichen Übernahme” geprochen. Mit 29 Gefolgsleuten erschien sie dann im Februar zu einer Versammlung der WWB51. Es kam zum Eklat, denn der Gruppe wurde der Einlass verweigert und ein Hausverbot ausgesprochen. Die Kommunalwahl im Mai endete in einem erdrutschartigen Wahlsieg, mit einem Stimmenanteil von über 60% für die Wählergemeinschaft “Aktive Bürger Wenningstedt Braderup”. Doch die Wahl musste in Wenningstedt im Dezember wiederholt werden. Die WWB51 hatte gegen das Wahlgesetz verstoßen, weil sie keine Satzung beschlossen und ihre Kandidaten nicht ordnungsgemäß aufgestellt hatte. Die Wiederholung der Wahl brachte aber mit 68,1% ein noch deutlicheres Votum für  die “Aktiven Bürger”. Im neuen Gemeinderat gab es allerdings die große Koalition der Eheleute Koppelt. Frau Koppelt, einzige Gemeindevertreterin der CDU, und Herr Koppelt, einziger Gemeindevertreter der SPD, bildeten im Gemeinderat eine Fraktion und hielten gegen die absolute Mehrheit der “Aktiven Bürger” gemeinsam mit einem Vertreter der FDP die Fahne der Opposition hoch.


Nun gab es zunächst Diskussionen, was mit dem freien Grundstück des ehemaligen Kurhauses geschehen sollte. Man entschied sich schließlich für den Neubau eines Kurhauses. Zu dem sollte südlich davon ein neues Gosch Restaurant entstehen und das alte Gebäude an der Strandtreppe abgebrochen werden.

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Auch hier sollte sollte ein neues Hotel entstehen (August 2008)

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Neues Gosch Restaurant in Wenningstedt (August 2013)

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Neues Kurhaus in Wenningstedt (Oktober 2015)

Nachdem das Kurhaushotel verhindet war, gab es schon wieder neue Hotelpläne. In Kampen und auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände gibt es Golfplätze. Zwischen diesen Golfplätze wollte jemand in Wenningstedt ein Golfhotel bauen. Diesen Plänen wurde aber vorerst eine Absage erteilt.

 

Munkmarsch

Munkmarsch war bis 1927 der Fährhafen der Insel Sylt. Aus dieser Zeit stand am Hafen noch das alte Fährhaus. Es stand unter Denkmalschutz, hatte aber den Nachteil, dass es bei Sturmflut gelegentlich im Wasser stand. Daher wollte das alte Fährhaus niemand haben und es verfiel zusehends. Schließlich fand sich doch ein Investor, der das Fährhaus aber nur übernehmen wollte, wenn er es abreißen und sturmflutsicher neu aufbauen und nebenan ein Hotel bauen dürfte. Der Hotelbau wurde schließlich genehmigt und für das Fährhaus fand man einen Kompromiss, indem man es mit einem kleinen Deich schützte.

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Altes Fährhaus links, neues Hotel rechts (2005)
 
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Das Hotel erhielt 2007 einen Erweiterungsbau (links)

 

Keitum

Auch in Keitum wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Kinderkurheims neu gebaut. Man wusste aber noch nicht so recht was, Hotel oder Ferienwohnungen? Der Investor wollte gern ein Hotel bauen, alternativ aber auch Ferienwohnungen. Der Gemeinderat von Sylt-Ost hatte dem Hotel bereits zugestimmt. Nach der Fusion zur Gemeinde Sylt wurde dieser Beschluss jedoch wieder gekippt. Man wollte jetzt lieber Ferienwohnungen und Dauerwohnraum für Sylter sehen. Zudem befürchtet man in dem durch die Umgehungsstraße erst vor wenigen Jahren beruhigten Dorf Keitum neue Verkehrsprobleme durch ein Hotel. Die Landesregierung hielt ein Hotel jedoch für wirtschaftlich tragfähiger und befürchtete, dass auch auf Nachbargrundstücken in Zukunft weitere Ferienwohnungen gebaut würden, wenn hier ein Präzedenzfall geschaffen würde. 2016 wurde dann dann das Hotel Severin*s Resort fertiggestellt.

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Zufahrt zum Hotel Severin*s Resort in Keitum (August 2016)

 

Westerland

Auch in Westerland gab es vor enigen Jahren Pläne für ein neues Hotel im Zentrum der Stadt. In der Innenstadt sollte auf dem ehemaligen Geländer des Kfz-Betriebs Kress & Hansen an der Neuen Straße ein Hotel gebaut werden, wurde aber nicht genehmigt. Nach dem Abbruch der alten Gebäude wurde mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses “Neue Mitte” mit 26 Eigentumswohnungen und Ladenflächen im Erdgeschoss begonnen und 2016 fertiggestellt.

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Ehemalige Gebäude des Kfz-Betriebs Kress & Hansen im Zentrum von Westerland
Das Unternehmen war bereits Ende der Sechzigerjahre in das Gewerbegebiet nach
Tinnum umgezogen und die Gebäude wurde als Ladengeschäfte genutzt (Juli 2012)

 

August 2016