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Fünf vor zwölf

Thesenanschlag an der Kirchentür

[07.05.2003]

List (sr) - Der im Zuge der Auflösung der letzten Bundeswehr- standorte auf Sylt geplante Verkauf von Bundeswohnungen sorgt seit Wochen für heftige Diskussionen auf der Insel, mittlerweile weit über den Kreis der betroffenen Mieterinnen und Mieter hinaus. Jetzt schaltet sich auch der Vorstand der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde List in die Diskussion mit ein. Dieser hat Thesen zur Situation in List verfasst, die am Sonnabend, 10. Mai, um 11.55 Uhr nach dem Vorbild Martin Luthers unter Glockenläuten öffentlich an die Kirchentür der St. Jürgen-Kirche in List angeschlagen werden sollen.

Pastor Wolfgang Pittkowski: "Das ist eine symbolische Uhrzeit. Unser Kirchenvorstand sieht die Entwicklung im Ort mit äußerster Sorge. Wenn jetzt weitere 203 Bundeswohnungen in List auf den freien Markt gehen, kommt der gesamte Ort ins Rutschen, wird List die nördlichste Hausmeister-City Deutschlands. Im Winter eine Totenstadt von Ferienwohnungen und Zweitwohnsitzen und dazwischen eine Handvoll übrig gebliebener Einheimischer." Deshalb lautet die siebente der Lister Thesen auch: "Der Kirchenvorstand appelliert an die Verhandlungsführer auf Seiten des Bundes, die abgebrochenen Verhandlungen mit den Sylter Kommunen wieder aufzunehmen und ein Ergebnis anzustreben, durch das die Bundeswohnungen im unserem Ort als bezahlbarer kommunaler Mietwohnraum für Einheimische erhalten bleiben."

Der Kirchenvorstand bittet alle Lister, denen die Entwicklung ihres Ortes nicht gleichgültig ist, sich an dem Thesenanschlag zu beteiligen und auch die Petitionen der Initiative "Bundesmieter in Not" zu unterstützen.

Sylter Rundschau vom 7.5.2003      

 

Spektakulärer Protest gegen den Ausverkauf
[12.05.2003]

List (iw) - Der Hammer war kleiner, die Nägel dünner, die Liste kürzer als an der Schlosstür von Wittenberg 1517. Mit Absicht. Der Lister Kirchenvorstand wollte sich nicht anmaßen, an das Lutherische Beispiel heranzureichen. Wahrscheinlich wird der Thesenanschlag zu List auch nicht in die Geschichtsbücher eingehen.Doch die Symbolik ist einfach exzellent, da waren sich auch die 200 Demonstranten einig. Hinter ihrem Erscheinen vor der Kirche stand die vehemente Hoffnung, dass der Zug für die 539 Bundeswohnungen auf Sylt noch nicht abgefahren ist. Die Menschen, die sich am Sonnabend kurz vor zwölf Uhr mittags auf der Kirchwarft versammelten, zeigten sich wild entschlossen. "Das bringt hier heute viel mehr, als trockene Gespräche und schriftliche Forderungen", meinten Aktivisten der Initiative "Bundesmieter in Not". Mit bunten Spruchbändern als Kulisse ( "Der Immobilienhai ist der Staat", "Herr Schröder, Mut zu sozial vertretbaren Entscheidungen") verlas Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski die sieben Protest-Sätze. Regelrecht feierlich der Moment, als Bürgermeister und Pastor die sieben Thesen Hand in Hand an die Kirchentür von St. Jürgen nagelten.Die Kernaussage: Der Verkauf der Bundesmietwohnungen kommt einem Ausverkauf der Insel gleich und hätte für List und für Sylt katastrophale Folgen. Daraus abgeleitet formulierte der Kirchenvorstand schließlich die Forderung an den Bundesfinanzminister, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und kommunalen Mietwohnraum für Einheimische zu schaffen."Der Doktor Martinus Luther wollte mit seinen 95 Sätzen zur Diskussion auffordern, das wollen wir auch", formulierte Pastor Wolfgang Pittkowski in seiner Rede vor der Kirche. Er machte den Bibelvers "Suchet der Stadt Bestes. . ." (Jeremias 29,7) zum Leitsatz für den Thesenanschlag. Pittkowski appellierte an die Lister Bürger, Verantwortung zu übernehmen und aktiv mitzugestalten, in dem Bewusstsein: "Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Stellen viele kleine Schritte tun, die können das Angesicht der Erde verändern."Dass ein spektakulärer Aufhänger für eine Protestaktion dann doch sofort Wirkung zeigt, hatten auch die Lister Kirchenleute erlebt: Die Meldung von der Thesenaktion war letzte Woche sofort Thema im Landtag. Franz Beilmann, Sprecher der Mieterinitiative, verlieh über Megaphon seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Aktion in List der Anstoß für noch mehr Bürger ist, sich zu engagieren. "Es geht ja nicht nur die Mieter an. Wenn wir jetzt dran bleiben, dann können wir das Ding auch noch drehen." Beilmann hat gerade Heide Simonis aufgefordert, ihren Einfluss im Bundesrat geltend zu machen. In etlichen Nachtaktionen schrieb er zusammen mit Hubert Bomm persönliche Briefe an die 200 Bundestagsabgeordneten im Norden. Die "Bundesmieter in Not" planen zudem etliche Aktionen, unter anderem mit dem Westerländer Pastor Bernd Redlin. Nach den Worten von Beilmann wurden die Spruchbänder allmählich eingerollt. Doch noch lange diskutierten die Menschen eifrig.
 
Sylter Rundschau vom 12.5.2003

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Kirche St. Jürgen in List

Thesen des Lister Kirchenvorstandes

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