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"Sylter Bundesmieter in Not" machen jetzt Druck [28.03.2003]
Westerland (Dörthe Arnold)
- Riesige Transparente, vielleicht so wie bei den großen Greenpeace-Aktionen, müsste man an die Häuser hängen, damit Fernsehsender und ganz Deutschland darauf aufmerksam würden, was der Bund mit seinen
ehemaligen Angestellten - Soldaten, Zivilbedienstete und deren Familien - auf Sylt für Schindluder treibt. Die Ideen sprudelten aus den betroffenen Mietern nur so heraus, nachdem klar war, dass sie sich
in einer Intessengruppe gegen die Verkaufspläne der Bundesregierung wehren wollen. Etwa 300 Lister, Hörnumer und Westerländer waren am Mittwochabend in den Alten Kursaal nach Westerland gekommen, um
gemeinsam Lösungen zu finden, die den Ausverkauf der Insel vielleicht doch noch stoppen könnten.
Die Hiobsbotschaft des Abends verkündete gleich zu Beginn der Veranstaltung Bürgermeisterin Petra
Reiber: "Hinsichtlich des Zweckentfremdungsverbots hat es eine neue Entscheidung aus dem Innenministerium gegeben. Unsere Erhaltungssatzungen schützen in ausreichendem Maße den Dauermietwohnraum und
gelten für Mehrfamilienhäuser ebenso wie für ganze Straßenzüge", lautete die Aussage aus Kiel zur Anfrage der Stadt Westerland nach einer möglichen Einführung der Zweckentfremdungsverordnung (wir
berichteten).
Was aber nicht heißt, beruhigte Petra Reiber, dass der Schutz der betroffenen Mietwohnungen dadurch geschmälert würde. "Wir könnten eine Sozialklausel für die gefährdeten
Gebiete beantragen, bei der im Fall eines Verkaufs der Erwerber mindestens zehn Jahre warten muss, um Eigenbedarf anzumelden. Das senkt den Preis", so die Hoffnung von Petra Reiber, "und der
Bund müsste klein bei geben."
Unterstützung sieht die Bürgermeisterin auch bei den Maklern. Schon jetzt zeichne sich ab, dass es Schwierigkeiten beim Verkauf geben könnte. Die vom Bund
angeschriebenen fünf Makler hätten in ihren Antwortschreiben Zweifel angemeldet, ob sie die vermieteten Objekte jemals zum Verkaufswert los werden würden. Auf Verständnis im Finanzministerium, da sind
sich die Beteiligten aus der Verwaltung einig, könne man kaum noch hoffen, auch wenn es Ende April noch einen Termin in Berlin geben wird, wie der Landtagsabgeordnete Heinz Maurus bestätigen konnte.
Letztendlich sind die Mieter gefragt. "Wir müssen denen in Berlin die Briefe um die Ohren hauen, bis die nicht mehr atmen können", forderte Hans-Peter Prehn, der gemeinsam mit acht Syltern
im Gremium der neu gegründeten Bürgerinitiative "Sylter Bundesmieter in Not" sitzt, um wirksame Lösungen auf den Tisch zu packen und zu koordinieren. Die erste Aktion steuert in Richtung des
Petitionsausschusses im Bundestag. Bisher haben dort nur vereinzelt Mieter ihren Unmut kundgetan. "Jeder sollte in einem Brief sein persönliches Schicksal schildern", forderte Gremiumsmitglied
Harald Struve die Mieter auf und bot gleichzeitig seine Hilfe beim Verfassen der Texte an. Zeitgleich soll eine Sammel-Petition erstellt werden, die jeder Mieter unterschreiben kann.
Die Listen
liegen ab Montag im Rathaus Westerland und in den Gemeindebüros von Hörnum und List aus, um sie schnellstmöglich nach Berlin schicken zu können. Denn "Unruhe ist die erste Bürgerpflicht", rief
der Sprecher der Initiative, Franz Beilmann, die Anwesenden dazu auf, an einem Strang zu ziehen.
Landrat Dr. Olaf Bastian ging sogar noch einen Schritt weiter. "Wir müssen auch außerhalb der
betroffenen Mieter Unterstützung finden, um an breiter Front zu kämpfen. Wir müssen die ganze Insel hinter uns haben, den Kreis und das ganze Land."
Für Anfragen, Probleme und Ideen
betroffener Mieter wurden zwei Nottelefone eingerichtet: Sigrid Seitz ( Tel: 22926) und Harald Struve ( Tel: 21503) . In den nächsten Tagen werden eine Internetseite und ein Konto für mögliche Ausgaben
eingerichtet. Die nächste Versammlung der "Sylter Bundesmieter in Not" findet voraussichtlich in drei Wochen statt.
Sylter Rundschau vom 28.03.2003 shz.de
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