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sylt-2000.de

Königshafen

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Königshafen von Nordosten
Oben ist die etwa 16 Hektar große Vogelschutzinsel Uthörn zu sehen.

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Blick über den Königshafen zum Leuchtfeuer List-West bei Niedrigwasser

Der Königshafen ist eine ca. 6,5 km² große flache Bucht zwischen dem Listland und dem Ellenbogen im Norden der Insel Sylt. Nach Überlieferung des Sylter Chronisten C.P. Hansen soll der Name dieser Bucht sich von der Seeschlacht während des Dreißigjährigen Krieges ableiten, die hier am 16. Mai 1644 zwischen dänischen und schwedisch - niederländischen Schiffen stattfand. Der Küster Muchel Madis (1572 - 1651) aus Morsum berichtet in seiner Chronik über dieses Ereignis:

“Den 16. May 1644 sin des Koninges Schepe mit sampt de Koninck sülvest, buten vor List gewesen, Und aldar mit de Schwedischen Hollander Schepen Ein grote Seeschlacht und treffen gedahn ungefehr van des Morgens de Klocke Soß beth up Middach, Und wert gesecht dat up de Schwedische side Ein gantz Dhel minschen dar gebleven Und up List in den sande begraven worden.”

Hansen berichtet weiter, dass der Königshafen in früherer Zeit auch für größere Schiffe befahrbar und ein wichtiger Umschlagplatz für Erzeugnisse der Insel Sylt gewesen sei. Später sei der Hafen aber versandet und unbrauchbar geworden. Dies ist aber wohl eine Legende. Tatsache ist, dass die Reede östlich von List seit alters her bis weit ins 19. Jahrhundert der beste Ankerplatz zwischen der Elbmündung und Skagen war. Der Hafen von Esbjerg wurde erst 1868 gebaut, nachdem Dänemark nach dem Krieg von 1864 den Hafen Altona verloren hatte. Das Listland wurde 1292 durch den  dänischen König Erik Mendved der Stadt Ripen übereignet. Im Krieg des dänischen Königs Waldemar Atterdag gegen die Hanse um 1360 soll unter anderem auch die Lister Reede königlichen Kapern als Unterschlupf gedient haben. Bis 1864 gehörte das Listland wie auch der südliche Teil der Insel Röm zum Amt Ripen und war Besitz der dänischen Krone. In einer holländischen Seekarte von Lucas Janzen Waghenaer aus dem Jahr 1585, die zwar die Umrisse der Insel Sylt nur sehr ungenau wiedergibt, sind aber bei List zwei geschützte Ankerplätze markiert. Genau dort, nördlich und südlich des heutigen Lister Hafens, ankern auch heute noch gelegentlich größere Schiffe.

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Seekarte von Lukas Janzen Waghenaer aus dem Jahr 1585 (Norden ist rechts)

Die Reede bei List war mit einer Wassertiefe von 12 Faden (ca. 22,5 m) auch für die größten Schiffe unabhängig von der Tide geeignet. Nördlich von Amrum ist ebenfalls ein Ankerplatz eingezeichnet. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch Amrum und Westerland-Föhr königlicher Besitz waren.

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Kreuzfahrtschiff Sea Cloud II auf Reede nördlich des Lister Hafens (August 2005)

Die Sea Cloud II ist eine 1999 gebaute moderne Bark mit einer Gesamtlänge von 105 m. Die größten Segelschiffe im 18. Jahrhundert waren nur etwa halb so groß.

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Luxusyacht “Time for Us”
auf Reede südlich des Lister Hafens während eines Sturms im Sommer 2007

In einer noch sehr ungenauen Karte des Amtes Tondern von Johannes Meyer aus dem Jahr 1649,  wird das  Lister Tief, also das Seegebiet nördlich des Ellenbogens, als Königshafen bezeichnet. Vermutlich war mit der Bezeichnung Königshafen ursprünglich die Lister Reede gemeint und damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass sich dieser Ankerplatz im Besitz des dänischen Königs befand. Dafür spricht, dass im Jahr 1681 in List eine königliche Zollstation eingerichtet wurde, die aber bereits wenige Jahre später wieder aufgegeben wurde, da sie nicht die erwarteten Einnahmen brachte. Das damals errichtete Zollhaus befand sich noch bis 1936 östlich des Gasthofs Königshafen. Es musste damals der Erweiterung des Fliegerhorstes weichen. Bis zur Besetzung Schleswig-Holsteins durch Preußen und Österreich 1864 gehörte das Listland wie auch der südliche Teil der Insel Röm zum Amt Ripen und war damit reichdänischer Besitz.

Der Königshafen ist aber auch heute noch bei Hochwasser für kleinere Plattbodenschiffe, wie sie früher auch im nordfriesischen Wattenmeer als Küstenfahrzeuge genutzt wurden, befahrbar. 

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Niederländisches Plattbodenschiff im Königshafen (August 2007)

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Das Listland mit dem Königshafen auf einer alten Karte von Johannes Meyer aus dem Jahr 1649.

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Dieses Ansichtskarte (ca. 1910) zeigt den östlichen Teil von List. Im Vordergrund der als “Kleiner Hafen” bezeichnete Priel. Rechts der “Alte Gasthof”, in der Bildmitte der Gasthof “Königshafen”. Links davon der Bahnhof, ganz links die Austernanlagen, dahinter das alte Zollhaus.

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Kolorierte Ansichtskarte von List (um 1900) von Nordosten fotografiert
Von links Zollhaus von 1681, Gasthof “Königshafen”, “Alter Gasthof”, Osthof, Schulhaus.

Vor dem Bau des Möwenbergdeiches 1936 gab es einen Priel, der von der kleinen Insel Uthörn bis etwa vor den Alten Gasthof reichte. Dieser Priel wurde Kleiner Hafen (auch Schlechter Hafen) genannt. Wie ein altes Foto zeigt, konnten auch in diesem Priel kleinere Küstenfahrzeuge, wie der in List stationierte Zollkutter ankern. Der Priel wurde bei der Erweiterung des Fliegerhorstes zum Teil mit Sand verfüllt. Reste sind aber noch hinter dem Möwenbergdeich als ca. 2,5 ha große Wasserfläche vorhanden.

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